Markus Kirchgessner zeigt in der Berleburger Baumrainklinik Fotos aus Brasilien

Literaturpflaster spricht auch mit Bildern

Freuen sich auf eine erfolgreiche Foto-Ausstellung 'Canudos – Ein Krieg am Ende der Welt' in der Baumrainklinik Bad Berleburg: Dr. Ralf-Joachim Grünther, Rikarde Riedesel (Kustodin der Stadt Bad Berleburg), Bettina Born (Kulturgemeinde), Fotograf Markus Kirchgessner und Laudator Dr. Jochen Dietrich. (WP-Foto: Christiane Sandkuhl)

Bad Berleburg. 20 Jahre Literaturpflaster in Bad Berleburg. Aus einem kleinen Anfang und einer winzigen Idee ist für das Städtchen an der Odeborn ein ganz bedeutender Schritt und Kontakt zur riesigen Weltliteratur geworden. Die Begleitveranstaltung zur jährlichen Frankfurter Buchmesse ist Selbstläufer, und selbst die Organisatoren in Frankfurt schauen überaus wohlwollend in die Provinz und wissen: hier werden Bücher bewegt, der jeweilige Ehrengast der Buchmesse hochgehalten.

Nicht nur Lesenswertes

Die zweite Veranstaltung des zur großen Wittgensteiner Kulturreihe avancierten Bad Berleburger Literaturpflasters zeigt, dass Ehrengast Brasilien in Bad Berleburg mehr als nur Lesenswertes zu bieten hat. Bettina Born (Kulturgemeinde Bad Berleburg) begrüßte im Foyer der Baumrainklinik den Fotografen Markus Kirchgessner, der unter seinem Motto "Canudos – Ein Krieg am Ende der Welt" seine Fotoeindrücke 100 Jahre nach dem Krieg im brasilianischen Sertao, Bundesstaat Bahia, wiedergibt. In seiner Einführung gibt der Siegener freischaffende Künstler und Museumspädagoge Dr. Jochen Dietrich, aktuell tätig als Kunstpädagoge am Hilchenbacher Gymnasium, einen Überblick über die historischen und politischen Ereignisse in jener brasilianischen Provinz und spielt mit Worten ein, was Markus Kirchgessner bewusst unterlassen hat.

Der Fotograf lässt Bilder in "leuchtendem Weiß und atmendem Schwarz" wirken. Gestützt hat er sich zu Beginn seiner Fotoarbeiten im Jahr 1991 auf das Buch des Euclides da Cunha "Krieg im Sertao". Sein Ansinnen war, festzuhalten, was hat sich 100 Jahre nach Beendigung der militärischen Auseinandersetzung zwischen den Bewohnern des Ortes Canudos, die unter Führung des Wanderpredigers Antonio Conselheiro (der "Ratgeber") Regierungstruppen gegenüberstanden, getan in dieser Provinz. Damals wurden alle Aufständischen getötet und zwar auf die brutalste Art und Weise.

Drei Wochen vor Ort

Markus Kirchgessner war sowohl überaus bewegt vom Schicksal der Menschen, die ihrem "Ratgeber" moralisch nacheiferten, in einer christlich-gefestigten Gemeinschaft ihren Glauben leben wollten und dies auch gegen die aufstrebende Staatengemeinschaft Brasiliens verteidigen wollten. Andererseits wollte sich der Fotograf von der Authentizität überzeugen, lebte drei Wochen in der kargen Landschaft der Region Sertao, knüpfte zaghaft Kontakt zu den heute dort lebenden Menschen und überzeugte sie, die anfänglich recht scheu schienen im Umgang mit dem Fremden, von seinem Tun und seinem eigenen guten Willen und seiner Echtheit als Mensch und Fotograf. Markus Kirchgessner wurde 1963 in Wiesloch bei Heidelberg geboren, studierte in Freiburg Germanistik, Philosophie und Psychologie. In Bad Berleburg ist er nicht zum ersten Mal zu Gast und beeindruckt als hervorragender Fotograf sein zahlreiches Publikum.

Wortlose Geschichten

Auch in der Bad Berleburger Baumrainklinik gibt es wieder Fotos zum abtauchen, die wortlos Geschichten erzählen, die nur das innere Ohr hört. Dr. Ralf-Joachim Grünther, Medizinischer Leiter der Klinik, weiß, wovon Kirchgessner auf seinen preisverdächtigen Fotografien erzählt. Er selbst hat zwölf Jahre in Brasilien verbracht und die Tiefe historischer, psychologischer Verwurzelungen erlebt, sie lieben gelernt, auch in Form seiner Ehefrau und der gesamten brasilianischen Familie. Voller Begeisterung bestätigt der Mediziner die Bilder Markus Kirchgessners und spürbar ist neben Lob aus tiefstem Herzen die nahezu überwältigende Anerkennung seiner Arbeit. Die Ausstellung "Canudos – Ein Krieg am Ende der Welt" ist zu sehen bis einschließlich zum 4. Oktober im Foyer der Baumrainklinik der Helios Klinik, Lerchenweg 8. Die Geschäftsleitung unter Elmar Knoche, die Veranstaltergemeinschaft des 20. Berleburger Literaturpflasters sowie der Fotokünstler Markus Kirchgessner freuen sich über zahlreiche Besucher, die den Wert der Ausstellung erkennen und den Gehalt der Werke würdigen werden.

Von Christiane Sandkuhl


WESTFALENPOST (12.09.2013)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Foto von Christiane Sandkuhl

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