Mord-Autorin Teresa Solana hat den Schalk im Nacken

Die hauptberufliche Übersetzerin Teresa Solana (l. mit Kustodin Rikarde Riedesel) überzeugte 80 Freunde des schwarzen Humors in der Bad Berleburger Polizeiwache von ihrem schriftstellerischen Können. WP-Foto: Christiane Weinhold
Die hauptberufliche Übersetzerin Teresa Solana (l. mit Kustodin Rikarde Riedesel) überzeugte 80 Freunde des schwarzen Humors in der Bad Berleburger Polizeiwache von ihrem schriftstellerischen Können. WP-Foto: Christiane Weinhold

Bad Berleburg. (cw) "Mord auf katalanisch" (Un crim imperfecte) - das klingt düster, nach Unterwelt, Verstrickungen und auch dubiose Machenschaften lässt der Titel erwarten. Dann auch noch der Veranstaltungsort der Lesung mit der 45-jährigen katalanischen Autorin Teresa Solana: die Polizeiwache von Bad Berleburg. Hier braucht der Zuhörer vermutlich Geleitschutz.

Doch weit gefehlt. Eine jugendliche, zarte Frau von dunklem Typ tritt mit lustigem, offenem fast mädchenhaftem Gesicht ihrem Publikum gegenüber und hat ad hoc die Sympathien auf ihrer Seite. Teresa Solana scheint den Schalk im Nacken zu haben. Ein Mord ist zwar rein gar nichts Lustiges, doch die Autorin hat ihr Werk mit einer großen Menge humorvoll bedrucktem Geschenkpapier verpackt, denn erst nach 100 Seiten gibt's die Leiche für den Leser.

Bis dahin erfährt er vieles über die katalanische Gesellschaft: über die Sorgen und Geldnöte der Mittelschicht, der die beiden Helden Eduard und Pep angehören, und über die Welt der Reichen und Mächtigen Barcelonas, in der der schöne Schein regiert, in der man seine Gefühle verbirgt und die Damen ihrem Aussehen durch Schönheitsoperationen nachhelfen. Hier erlebt der Krimihungrige Momente voller Spannung und Zwerchfellmassage.

Die beiden in der katalanischen Hauptstadt Barcelona beheimateten Zwillingsbrüder Eduard und Pep, die unterschiedlicher nicht sein können, betreiben dort eine zweifelhafte "Beratungsagentur", die sich auf die Erledigung heikler Aufträge für Klienten aus der gehobenen Gesellschaftsschicht Barcelonas spezialisiert hat. Eduard, ein recht legerer Typ mit dem Hang zur Schlampigkeit, verheiratet und Vater dreier Kinder, politisch eher links orientiert, steht schon allein von seinem äußeren Erscheinungsbild im krassen Gegensatz zu Pep. Der wiederum tendiert dazu, Zugang zur gehobenen katalanischen Gesellschaft zu erhaschen, so undurchsichtig die dann auch schon mal ist mit zwielichtigen Machenschaften in Politikerkreisen.

Vorzugsweise Bares sollte zur Bezahlung der beiden "Detektive" dienen, deren Erfolg bei der Erledigung der Auftragsarbeit stets gegen Null geht. Dass mehr Schein als Sein nötig ist, wenn man einen Fuß in diese fadenscheinige Welt setzen und von ihrem Reichtum profitieren will, hat vor allem Pep erkannt. Er hat sich deshalb einen wohlklingenden neuen Namen und eine Kanzlei in einem vornehmen Viertel der Stadt zugelegt, das allerdings nur aus einem Vorzimmer besteht. Mit einer gehörigen Portion Dreistigkeit, Glück und Geschick meistern sie den Mordfall der untreuen Politikergattin Lidia Font, der ihnen die dunklen Seiten der feinen Gesellschaft offenbart. Auf die Lösung des Rätsels stoßen sie eher zufällig. Doch statt mit ihrem Ermittlungserfolg zu glänzen, sind sie danach eifrig bemüht, den wahren Sachverhalt zu vertuschen.

Eine köstlich charmante Krimikomödie, witzig und pfiffig ins Deutsche von Petra Zickmann offeriert und ebenso amüsant und voll erheiternder Mimik vom Vorsitzenden der Kulturgemeinde Bad Berleburg, Otto Marburger, gelesen.

Das Krimi-Genre - hier speziell auf Teresa Solanas Erstlingswerk "Mord auf katalanisch" abgestellt - hat nichts Langatmiges oder gar Kitschiges. Spannung und Spaß sind dem Bücherfreund hier von Anfang bis Ende garantiert. Die Nachfrage auch in Katalonien bestätigt ihr einen ausgezeichneten Stellenwert in dieser Art der Literatur und der wird sich auch auf dem deutschen Kriminalromanbereich beweisen.


WESTFALENPOST (17.10.2007)
WP-Fotos: Christiane Weinhold

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