Niederländischer Spezialitäten-Abend avanciert zum Geschmacksfestival

Mit Delikatessen verwöhnt / Kulturelles Schlemmen zwischen Frikandel Speciaal und Poffertjes en Oranje-ijs – das Menü und der Rahmen ließen keine Wünsche offen.

Ulla Belz, Martin Kampmann, Silvia Köster, Gerda Kampmann und Andreas Benkendorf (v. l.) genossen den Spezialitäten-Abend. Im Mittelpunkt standen nicht nur Delikatessen, sondern auch traditionelle Trachten und der Wahrheitsgehalt von Klischees. (SZ-Foto: Ann Kathrin Berge)

Bad Berleburg. (aber) Das Literaturpflaster in Bad Berleburg hat sich längst einen Namen gemacht. Orientiert am Gastland der Frankfurter Buchmesse, gibt die Veranstaltungsreihe einen tiefen Einblick in die Kultur eines Landes – in diesem Jahr die Niederlande und Flandern. Im Zentrum stehen hierbei sowohl informative, emotionale, wie auch spannende Lesungen von Autoren des Gastlandes. Umrahmt wird dies von vielfältigen kulturellen Angeboten bis hin zu kulinarischen Abenden, verbunden mit landestypischen Köstlichkeiten und Schmankerln.

Das Hotel "Alte Schule" in Bad Berleburg reihte sich am Freitagabend in diesen Reigen ein und servierte seinen Gästen am Goetheplatz ganz besondere Gerichte beim Spezialitäten-Abend. Die Gäste kosteten dabei traditionelle niederländische und flämische Köstlichkeiten – ein Gaumenschmaus. Die gemeinsame Planung des Abends hatte sich indes für die Inhaber der "Alten Schule", Silvia Köster und Andreas Benkendorf, überraschend unterhaltsam und interessant gestaltet. Um den Abend stilecht zu planen, hatte sich das Duo Unterstützung vom Fach geholt – das kam an: Mit Rat und Tat und so mancher kurioser Erzählung zur Seite standen ihnen Gerda und Martin Kampmann. Die gebürtige Niederländerin lebt in Bad Berleburg und führte im (Zwie-)Gespräch mit ihrem aus Deutschland stammenden Mann und unterhaltsamen Anekdoten aus dem gemeinsamen Leben, über das ewige Konfliktthema Fußball oder den Wahrheitsgehalt einiger typischer Klischees aus beiden Ländern durch den Abend.

Freiwilligen standen auch die mitgebrachten Holzschuhe, die in bestimmten ländlichen Regionen, ebenso wie die traditionellen Trachten noch immer getragen werden, zum Probelaufen bereit. Sowohl die Koordinatorin des Literaturpflasters, Rikarde Riedesel, als auch Ortsvorsteherin Ulla Belz ließen es sich unter anderen nicht nehmen, einen praktischen Einblick in die Kultur zu erhalten. "Ab und zu ist es wichtig, sich auch einmal auf neue Dinge einzulassen und über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen", erklärte Ortsvorsteherin Ulla Belz.

Fehlen durften an einem Spezialitäten-Abend auch nicht die regionalen Gerichte aus den Niederlanden und Flandern. Das ausgearbeitete Menü entstand teils aus den bei persönlichen Besuchen gewonnenen Eindrücken, teils aus der gemeinsamen Absprache mit Expertin Gerda Kampmann, wobei ein klarer Fokus auf den traditionellen Kern gesetzt wurde. Extra zu diesem Zweck wurde auch ein original niederländisches Kochbuch angeschafft und zu Rate gezogen, allerdings gab ein unbewusstes "Eindeutschen" einiger Gerichte eben diesen eine ganz spezielle Würze. So bekamen die neugierigen Gäste eine bunte Mischung aus Fisch, Fleisch und Gemüse auf den Tisch, stets versehen mit der typisch niederländischen Note. Als anfänglicher Snack dienten die sogenannten Toastjes, teils gewürztes zwiebackähnliches Brot in Kombination mit verschiedenen Dips. Aber natürlich durften auch Frikandel nicht fehlen, die typische Fritjessaus und die holländische Käsesuppe. Für die Fischliebhaber wurde außerdem ein Krabben- und Matjescocktail aufgetischt und wer nach der gefüllten Kalbsbrust im Hauptgang noch immer Appetit hatte, der konnte sich vom Dessert – holländischem Vanillepudding, Poffertjes und Oranje-Eis – die Geschmacksnerven noch einmal so richtig verwöhnen lassen.

Eine Frage der Begrifflichkeiten erörterten Martin und Gerda Kampmann indes – die nach der richtigen Verwendung von "holländisch" und "niederländisch", gerade an diesem Abend durchaus von Relevanz. So sind eigentlich nur zwei der zwölf Provinzen in den Niederlanden "holländisch", diese waren früher allerdings vor allem für den Handel am wichtigsten, somit gelangt man zur Assoziation "Holland".

Weiterhin ist das Camping bei im Nachbarland in der Tat sehr beliebt, die Strafzettel sind beachtlich teurer, Fahrradhelme nur noch was für Kinder – und die berühmte "Frau Antje" kennt in den Niederlanden niemand. Bei solch einer gemütlichen und gleichzeitig spannenden Atmosphäre waren die begrenzt verfügbaren Plätze für den Spezialitäten-Abend schnell vergriffen. Interessant dürfte auch der Spezialitäten-Abend im kommenden Jahr sein: Frankreich steht dann auf der Agenda – mit all seinen Spezialitäten, Klischees und kulturellen Eigenheiten.

Von Ann Kathrin Berge


Siegener Zeitung (17.10.2016)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Foto von Ann Kathrin Berge (aber)

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