Literaturpflaster: Eine Hälfte des Autorenduos Britta Bolt stellt den neuen Pieter-Posthumus-Krimi vor

Amtsgericht als "Haus der verlorenen Seelen"

Britta Böhler (links) ist Juristin und lehrt an der Amsterdamer Uni. Im Gespräch mit Rikarde Riedesel (rechts) erzählt Böhler viel darüber, wie im Autorengespann Bolt-Böhler die Krimis entstehen. (WP-Foto: Irmtraud Treude)

Bad Berleburg. Als ein besonderes Highlight gilt beim Bad Berleburger Literaturpflaster die Krimilesung im Amtsgericht. Die Besucher bekommen die Möglichkeit, den großen Sitzungssaal aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten - auch wenn es bei diesen Abenden oft um Mord und Totschlag geht.

Zwei Autorinnen

Am Freitagabend wurde der Kriminalroman "Das Haus der verlorenen Seelen" von Britta Bolt vorgestellt. Hinter dem Namen Britta Bolt steht das Autorengespann Britta Böhler und Rodney Bolt. Rodney Bolt hat südafrikanisch-englische Wurzeln, Britta Böhler ist gebürtige Deutsche. Rodney Bolt ist Autor mehrerer Biografien und Reisejournalist. Britta Böhler ist Juristin und lehrt an der Amsterdamer Uni. Beide leben bereits seit Anfang der 90-er Jahr in den Niederlanden und haben inzwischen beide die niederländische Staatsbürgerschaft.

Bereits bei ihrem ersten gemeinsamen Krimi ermittelte Pieter Posthumus in Amsterdam. Auch beim neuen Roman "Das Haus der verlorenen Seelen" ist Posthumus wieder in Amsterdam unterwegs. Die Hauptfigur Posthumus (allein die Namenswahl ist äußerst passend) ist aber kein normaler Ermittler. Er arbeitet im "Büro der einsamen Toten", das eigentlich das Amt für Katastrophenschutz und Bestattungen ist. Hier kümmern sich die Mitarbeiter um die Bestattung der "einsamen Toten", die unbekannten Toten oder die einsamen Verstorbenen, keine Angehörigen haben. Und so stößt er immer wieder einmal auf Ungereimtheiten und Unklarheiten und die Ermittlungen beginnen.

Im Gespräch mit Rikarde Riedesel erzählte Britta Böhler viel darüber, wie im Autorengespann Bolt-Böhler die Krimis entstehen. Den Plot, den Handlungsablauf, entwirft Britta Böhler, danach dann das gemeinsame Abwägen und Abändern und letztendlich "setzt sich Rodney hin und beginnt zu schreiben", erzählt Böhler. Und danach dann - Korrekturlesen, redigieren und, und, und ... bis das Werk endlich fertig ist.

Britta Böhler, oder besser gesagt Professor Dr. Britta Böhler übernahm an diesem Abend persönlich die Rolle der Vorleserin. Sie zog direkt die Zuhörer in ihren Bann und ließ sie das Geschehen im Amsterdamer Rotlichtviertel quasi hautnah miterleben.

Beim neuen Krimi ist Pieter Posthumus gleich ins Geschehen involviert. Er findet einen Toten, der ihm auch noch persönlich bekannt ist. Eine gute Bekannte Posthumus wird zunächst der Tat verdächtigt. Zusätzliche Verknüpfungen entstehen und neue Fragen stellen sich dem unfreiwilligen Ermittler.

Das Amsterdamer Rotlichtviertel als Haupthandlungsort kommt einem schon nach kurzem Zuhören eher wie ein kleines Dorf vor. Jeder kennt eigentlich fast jeden und außer den dürftig bekleideten Damen, die in ihren Schaufenstern auf Kundschaft warten, gibt es auch ein ganz normales Leben und Bäcker, Metzger und kleine Geschäfte. Alltägliche Dinge, die das Autorenpaar beobachtet, fließen in die Geschichte mit ein. Allerlei schräge Typen scharen sich um Posthumus und geben dem Krimi mit einem besonderen Akzent.

Gelungenes Erlebnis

Resümé der Zuhörer nach dem Vortrag: Die Krimilesung im Amtsgericht war auch in diesem Jahr wieder ein gelungenes Erlebnis. Und dies nicht nur wegen eines wirklich guten Krimis. Britta Böhler war eine sehr interessante und charismatische Gesprächspartnerin, die auch in ihrer Rolle als Vorleserin neue Maßstäbe setzte.

Von Irmtraud Treude

Als ein besonderes Highlight gilt beim Bad Berleburger Literaturpflaster die Krimilesung im Amtsgericht. Deshalb ist der Saal bei dieser Veranstaltung schnell voll. (WP-Foto: Irmtraud Treude)

Orte zufällig und mit Bedacht gewählt

Der Nachname Posthumus ist in den Niederlanden durchaus häufig anzutreffen. Und Britta Böhler gesteht im Gespräch mit Rikarde Riedesel, dass sie und Rodney Bolt natürlich nicht widerstehen konnten, diesen Namen für ihren Ermittler zu verwenden.

Bei Filmen und Romanen liest man häufig die Passage "Ähnlichkeiten von Namen und Orten sind rein zufällig." Die Namen und teilweise auch die Handlungsorte des neuen Krimis sind zwar eher zufällig, jedoch sehr mit Bedacht gewählt.

Bezüge zu alltäglichen Vorfällen sind im Handlungsgeschehen wiederzufinden. Und beim Handlungsaufbau und den politischen und gesellschaftlichen Hintergründen merkt man direkt, dass hier eine Juristin und "Fachfrau" als Co-Autorin mit am Werk war.


WESTFALENPOST (10.10.2016)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Fotos (2) von Irmtraud Treude

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