Katja Heinzelmann erzählte Märchen – zum Literaturpflaster

Unverkennbare Parallelen

Katja Heinzelmann (l.) trug im Rahmen des Bad Berleburger Literaturpflasters niederländische Märchen vor. (SZ-Foto: Guido Schneider)

Bad Berleburg. (schn) Märchen haben in allen Ländern große Ähnlichkeiten: Sie sind immer Parabel, Gleichnis und Moralgeschichte. Aber die Märchen unterschiedlicher Regionen und Kulturräume unterscheiden sich auch deutlich. Sie sind geprägt von Traditionen und Überlieferungen, von der Landschaft und der Natur und natürlich auch von der Religion. Nicht anders ist das in Flandern und den Niederlanden.

Katja Heinzelmann hatte für das Bad Berleburger Literaturpflaster eine Auswahl niederländischer Märchen zusammengestellt. Ihre Auswahl trug sie am Dienstagabend im Saal des Seniorenheims Haus am Sähling vor. Das Literaturpflaster punktet in jedem Jahr mit einer breiten Themenpalette, jenseits von Lesungen und Literaturkritik. Dazu gehören auch die Märchen. Alle Märchen klangen durchaus vertraut, auch wenn sie nicht zum Kanon von Grimms Märchen gehörten.

Wohl die größten Ähnlichkeiten hatte das Märchen von der hässlichen Königstochter. Die hat eine ältere und wunderschöne Schwester. Während die ältere von ihrem Vater geliebt und umsorgt wird, muss die jüngere die niederen Arbeiten erledigen. Der König kann sich all das leisten, denn er hat einen Goldesel, der immer für Nachschub in der Schatzkammer sorgt. Doch als die schöne Prinzessin eine Hexe und Wahrsagerin beleidigt, wird sie mit einem Fluch belegt. Dagegen ist die jüngere Schwester vom Wesen her zuvorkommend und freundlich. Die Hexe schenkt ihr einen Ring, der sie schöner macht als ihre Schwester, so lange sie den Ring trägt.

Nun sucht just zu dieser Zeit der Kronprinz des Nachbarreiches eine Braut und will nur die Schönste ehelichen, egal welchen Standes sie ist. Die Königstochter verdingt sich als Magd im Schloss des Prinzen. Eines Tages, als sie den Ring trägt, fällt sie dem Prinzen auf. Schließlich verliert sie den Ring und als hässliche Magd erkennt er sie nicht. Doch er findet den Ring und will nur die Frau heiraten, an deren Finger der Ring perfekt passt.

Es kommt natürlich wie es kommen muss und Prinz und Prinzessin finden einander. Ganz nebenbei bleibt die Schönheit der Prinzessin nun dauerhaft. Klingt irgendwie nach Aschenputtel, nur in einer abgewandelten Variante. Hexen spielen in den niederländischen Märchen immer wieder eine Rolle, doch sind sie nicht immer die Personifizierung des Bösen, sondern oft Helfer. Manchmal sind es auch Figuren, bei denen man nicht so genau weiß, was sie sind. So etwa die alte Frau, die einem Soldaten Obdach gewährt und ihn bittet, ihre Brüder zu grüßen. Die Brüder sind der Morgenstern, die Sonne und der Mond.

Der Soldat reist mit dem Mond und der Sonne über den Himmel, in besonderen Feldbetten. Eine lange und besondere Reise liegt am Ende hinter dem Soldaten. Natürlich spielt das Meer eine Rolle in den Märchen. Da ist die Geschichte von der Mutter, die Angst um ihre Tochter hat. Die spielt immer gern am Meer und die Mutter fürchtet den Verlust, denn sie hat schon ihren Mann ans Meer verloren. Eines Tages trifft die Mutter auf der Suche nach dem Mädchen ein singendes Meerweibchen.

Die Tochter ist im Kristallpalast der Meerfrau und das Meer gibt nichts zurück. Schließlich lässt sich die Mutter auf einen Deal ein und geht mit dem Meerweibchen in den Palast, um der Tochter nah zu sein. Nach einer langen Zeit kehren beide zurück, das Meer hat doch etwas lebendig zurückgegeben.

Von Guido Schneider


Siegener Zeitung (22.09.2016)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Foto von Guido Schneider (schn)

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