25. Literaturpflaster in Bad Berleburg:
Worte sind Steine sind Straßen

Die Bücher und den georgischen Wein auf dem Foto gibt es im Antiquariat Armin Nassauer, die Flyer liegen an vielen Kulturinstitutionen der Städte und Gemeinden aus, den Pflasterstein gibt es als Präsent für teilnehmende Künstler – und spannende Literatur vom 14. September bis 9. November in Bad Berleburg. (Foto: Olaf neopan Schwanke)

Zwischen dem bundesweit beliebten Literaturfestival lit.Cologne in Köln und dem „Mord am Hellweg“–Krimifestival des Westfälischen Literaturbüros Unna hat sich das Bad Berleburger Literaturpflaster nun schon seit 1994 einen immer populärer werdenden Platz als jährliches kulturelles Großereignis gesichert – und Rikarde Riedesel, bis heute engagierte und ambitionierte Kustodin des multisensorischen Festivals, ist seit der ersten Auflage dabei.

Literaturpflaster: Diese Wortneuschöpfung ist längst zur Marke geworden, eine kluge Metapher für eine Veranstaltungsreihe, die sich vornehmlich mit Literatur, aber eben auch darüber hinaus mit der gesamten Kultur eines Landes auseinandersetzt. Sie ist eine Marke, seit sich im Jahr 1994 kreative Zeitgenossen in der Kur- und Heilstadt im Herzen des Rothaargebirges zusammengesetzt haben, um einer Idee von Völkerverständigung, Kulturvermittlung und Austausch Leben einzuhauchen – und dabei recht findig Synergieeffekte nutzten: Der mittlerweile verstorbene Galerist Gerd Gerhard als Initiator, der Zeitungs- und Rundfunkredakteur Burkhard Hupe, die Buchhändlerin Stephanie Braun und die seinerzeit gerade frisch von der Stadt Berleburg als Stadtarchivarin eingestellte Germanistin Rikarde Riedesel entwickelten innerhalb von sechs Monaten Idee und Profil des Festivals, das sich eng an die Ehrengastland-Idee der Frankfurter Buchmesse anlehnt. Brasilien stand 1994 auf den Programmzetteln der weltgrößten Buchmesse, und Literatur und Kultur aus dem südamerikanischen Land wurden Motto und Thema im Odebornstädtchen, denn Gerhard hatte entsprechende Kontakte nach Frankfurt zur Literaturagentur Ray Güde Mertin. Wenn international gefragte Autorinnen und Autoren von ihren Verlagen und Agenturen in die hessische Großstadt eingeladen werden, Lesehonorare, Übernachtungs- und Reisekosten schon übernommen wurden, ist es kein allzu großer finanzieller Aufwand mehr, besagte Literatinnen und Literaten ins schöne Wittgenstein einzuladen. Und die Künstlerinnen und Künstler lieben die Möglichkeit weiterer Lesungen während ihres Messeaufenthaltes, schätzen die Chance, Leben und Leute des Gastgeberlandes auch außerhalb stressiger Messeatmosphäre zu erfahren. Parkspaziergänge vor dem prächtigen Schloss in der Oberstadt, den Dreiklang der hiesigen historischen Architektur – Schiefer, Fachwerk, Pflastersteine – wahrzunehmen, den hiesigen Menschenschlag kennenzulernen.

Brasilien war der Beginn, und es ist bis dato auch das einzige Land seit Bestehen des Festivals, das gleich zweimal Ehrengast der Buchmesse und somit auch Thema des Bad Berleburger Literaturpflasters gewesen ist. In diesem Jahr ist es also Georgien, die Kaukasusrepublik, krisengeschüttelt und von Kriegen gezeichnet in der Vergangenheit, schillernd in der derzeitigen Entwicklung, die aus der Geschichte lernt, aus der Tradition ihre Kraft nimmt und mit ihrer lebendigen Kultur in die Zukunft tritt. Rikarde Riedesel und ihr Organisationsteam, in dem ihr derzeit Ursula Belz, Bettina Born, Jens Gesper, Christoph Haupt, Marlen Jourdan und Otto Marburger zur Seite stehen, halten die Interdisziplinarität ihres Festivals hoch: Die Verbindung aus Literatur und Musik, aus Kunst, Kulinarik und Dokumentation, die Einbindung des Publikums in die Diskussionen und Literaturgespräche, die Mitmach-Aktionen für Kinder, die Schulveranstaltungen. Alles in allem sind wieder gut zwei Dutzend Veranstaltungstermine auf der Homepage des Literaturpflasters präsent.

Erneut, das ist Alleinstellungsmerkmal der Literaturreihe, beteiligen sich viele Institutionen, kulturelle Einrichtungen sowie Firmen, Betriebe und der lokale Einzelhandel an der gemeinschaftlich gestemmten Aktion, stellen Räumlichkeiten zur Verfügung, unterstützen finanziell, werden Teil des Kulturprogramms. Auch Rikarde Riedesel belässt es nicht bei Planung und Organisation, sondern hat Lust am Geschehen, nimmt teil, moderiert Lesungen und Diskussionen. Und sie freut sich, dass sie erneut Prof. Dr. Ralf Schnell, den so bekannten wie beliebten Berliner Germanisten, Literaturwissenschaftler und ehemaligen Rektor der Siegener Universität, für die Schirmherrschaft gewinnen konnte. Schnell hat die Menschen der Region und vor allem das große kulturelle Interesse und Engagement hier ins Herz geschlossen – und wird es sich nicht nehmen lassen, seine Schirmherrschaft auch aktiv auszuüben, indem er zum Beispiel am 17. Oktober eine Lesung im Autohaus Opel Kroh moderieren wird. Schnell erzählt, erklärt und befragt Literatur so leidenschaftlich und charismatisch, dass tatsächlich nie Langeweile aufkommt. Das hat sich längst herumgesprochen. Rikarde Riedesel schwärmt von den vielen Stammgästen, die Wochenendübernachtungen buchen, die das Literaturpflaster zum Anlass nehmen, Wittgenstein zu erkunden und auf doppelte Abenteuerreise zu gehen: Ehrengastland und Region gleichermaßen erleben. Die Veranstaltungen seien immer sehr gut besucht, im Schnitt von etwa 50 Personen. Rechtzeitige Buchungen sind also ratsam, nicht zuletzt für die exklusiven gastronomischen Events. Doch auch für Kurzentschlossene gibt es viele Optionen, laden doch zum Beispiel Kunstausstellungen zur kostenlosen Betrachtung ein. Das fing schon 1995 beim 2. Literaturpflaster an, als Österreich Thema in Bad Berleburg war und Professor Dr. Max Hallhuber dafür sorgte, dass der Karikaturist, Künstler und Autor Paul Flora ins Rothaargebirge reiste. Er war beileibe nicht der einzige „Promi” der Literaturpflaster-Historie. Highlight bisher: Ungarns Staatspräsident, der 1999 amtierende Árpád Göncz, selbst Schriftsteller und bester Kulturbotschafter seines seinerzeit europafreundlichen und liberalen Landes. Worte und Poesie als feste verbindliche Elemente anzusehen, Steinen gleich, die die Straßen zueinander pflastern, die Brücken bauen zu Menschenherzen und Fundamente schaffen, auf denen sich erfolgreich gemeinsame Räume fügen lassen – das ist das Bad Berleburger Literaturpflaster. Einen signierten Pflasterstein, streng limitierte Kleinplastik aus Basalt und hübsch in Karton verpackt, erhalten Lesende, Ausstellende, kurz: teilnehmende Kulturförderer und -bewahrer zum Geschenk als regionaltypisches Andenken an die Bad Berleburger Festtage des kulturellen Miteinanders – und Basalt bleibt.

Von Olaf neopan Schwanke

25. Bad Berleburger Literaturpflaster: Georgien

Freitag, 14. September 2018
Vortrag: „Das Land, das die Literatur sehr liebte – Die georgische Gegenwartsliteratur"
von Dr. Zaal Andronikashvili
Kur-Apotheke Wolter, Poststraße 15 (Sparkassengebäude)
Beginn: 19.30 Uhr · Eintritt: 5 EUR / 2 EUR

Freitag, 21. September 2018
Weinprobe „Georgien"
von La Cave Wein-Fachhandel Conrad
Schmiedemuseum Arfeld, Arfetalstraße 13
Beginn: 19.00 Uhr · Eintritt: 49 EUR
Karten nur im Vorverkauf! Bitte bis zum 18. September 2018 anmelden.

Donnerstag, 4. Oktober 2018
Spezialitätenabend mit dem georgischen Sternekoch Luka Nachkebia
vom Restaurant-Hotel „Alte Schule“
Restaurant Hotel „Alte Schule“, Goetheplatz 1
Beginn: 19.00 Uhr
4-Gänge-Menü mit Aperitif: 49,50 EUR
Voranmeldung über Hotel „Alte Schule“ (Telefon: 02751 9204780) erforderlich.

Alle Termine und Informationen zum Bad Berleburger Literaturpflaster:
www.literaturpflaster.com.


Wirtschaftsreport der IHK Siegen (September 2018)
Internet: www.ihk-siegen.de/hn/presse/wirtschaftsreport/
Bildquelle: Foto von Olaf neopan Schwanke

Wirtschaftsreport der IHK Siegen

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