Wenn das Papier laufen lernt

Workshop-Teilnehmer lassen Fantasie mit georgischen Illustratorinnen freien Lauf / Auf dem Programm standen gestern eigene Pop-up-Bilder mit passender Geschichte. Heute sollen die Teilnehmer eigene bewegliche Papierfiguren kreieren.

Die beiden Georgierinnen Ana Chubinidze und Elene Chichashvili sowie Literaturpflaster-Organisatorin Rikarde Riedesel (v. l.) schauten den jungen Künstlern beim Workshop im Jugendforum am Marktplatz über die Schulter und gaben Tipps. (SZ-Foto: Timo Karl)

Bad Berleburg. (tika) Schere, Bunt- und Filzstifte, Kleber und bunte Pappen – alles stand parat. Das Feld war damit bestellt für eine kreative Ideenfabrik, die der Fantasie von insgesamt zehn Kindern und Jugendlichen gestern keine Grenzen setzte. "Wir erreichen mit unserem Projekt alle Generationen – Aktionen wie diese kommen einfach gut an", freute sich Rikarde Riedesel.

Die Verantwortliche für das Literaturpflaster in Bad Berleburg war angetan von dem Workshop "Papier wird lebendig: Bewegliche Papierfiguren selbst gestalten". Und nicht nur sie, sondern auch die jungen Teilnehmer im Jugendforum am Marktplatz in Bad Berleburg lauschten gebannt als Ana Chubinidze und Elene Chichashvili über ihre Arbeit berichteten – die Einführung für den Workshop, der heute seine Fortsetzung findet. Das Duo aus dem Gastland der Frankfurter Buchmesse sowie des Literaturpflasters hat längst internationale Bekanntheit erlangt. Mit ihrem Kurzfilm "The Pocket Man" haben die beiden Frauen zahlreiche Preise bei Filmfestivals rund um den Globus gewonnen. Die Georgierinnen sind längst nicht mehr nur Illustratorinnen, sondern arbeiten bereits jetzt an ihrem zweiten Film "Franzy’s Suppenküche". Den Workshop-Teilnehmerinnen zeigten sie indes die Geschichte von "The Pocket Man".

"Die Idee für diese Film hatte ich, als ich eine kleine selbstgebastelte Figur in einer Stadt fotografieren wollte. Ich habe mir vorgestellt, wie sie dort wohl leben würde, wie dieser kleine Mann mit dem Müll lebt und wie daraus beispielsweise Möbel werden können", verriet Ana Chubinidze, die den Film zur Einführung in den Workshop präsentierte. Während dieser Animationsfilm in einem Studio in Frankreich entstand, arbeiten die beiden Georgierinnen ab sofort in ihrem eigenen Studio in der georgischen Hauptstadt Tiflis. Der Name des Studios ist eine Hommage an die Figur, mit der sie sich selbst einen Namen gemacht haben: das "Pocket Studio".

Die Expertise von Ana Chubinidze und Elene Chichashvili – bis Montag waren sie noch mit zahlreichen Workshops bei der laufenden Frankfurter Buchmesse vertreten – ist im Verlauf der Jahre auf vielen Feldern gewachsen. Ihr Wissen teilten sie gestern mit den Workshop-Teilnehmern. Zum Start stand zunächst die Kreation von Pop-up-Bildern. Die einzige Bedingung: Die Figuren, die dabei entstanden, mussten am Ende auf vier Pfoten beziehungsweise auf Füßen und Händen stehen. "Alles ist möglich: ein Mensch, ein Tier oder ein Monster. Das Ganze sollen die Teilnehmer mit einem Wald ausschmücken und sich eine eigene kleine Geschichte dazu ausdenken", erklärte Ana Chubinidze. Einerseits fordernd, andererseits entstanden im Verlauf des Tages interessante Kunstwerke und Geschichten dahinter, die der Fantasie der Teilnehmer entsprungen waren.

Heute folgt der zweite Teil des Workshops, in dem die Teilnehmer eigene bewegliche Papierfiguren kreieren – angelehnt an den "Pocket Man". Diesen hatte Ana Chubinidze ebenfalls aus Papier gefertigt und mit Metall und Magneten versehen. Auf diese Weise sind Arme und Beine beliebig bewegbar. Das war für den Animationsfilm notwendig, denn die Bewegtbilder sind durch unzählige Einzelfotografien der verschiedenen Elemente entstanden. Ein aufwendiges Produktionsverfahren – ebenso wie die Vertonung. Ein Soundeditor hat dafür jedes Geräusch einzeln aufgenommen.

"Die Kinder lernen bei diesem Workshop in vielerlei Hinsicht. Daher passt er einfach ins Programm", erklärte Rikarde Riedesel vielsagend. Denn: Der zweitägige Workshop findet sowohl im Rahmen des Literaturpflasters als auch der Ferienspiele statt und ist zugleich durch den Kulturrucksack NRW gefördert.

Von Timo Karl


Siegener Zeitung (17.10.2018)
Internet: www.siegener-zeitung.de
Bildquelle: SZ-Foto von Timo Karl (tika)

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