Brecht und Merkel auf dem Flur

Die Karikatur-Ausstellung "Tête à tête – Kopf an Kopf" zeigt bekannte Gesichter im Portrait. Zur Sammlung gehören auch die Zeichnungen eines Anschlagsopfers

Kurator Walther Fekl (links), Kai Wunderlich vom Vorstand der Volksbank und Ulla Belz, Veranstaltungsgemeinschaft Literaturpflaster, bei der Vernissage in der Volksbank Bad Berleburg. (WP-Foto: Marcel Krombusch)

Bad Berleburg. Wer in die erste Etage der Berleburger Volksbank will, der trifft in den nächsten Wochen auf bekannte Gesichter: Neben Angela Merkel grinsen William Shakespeare oder Bertolt Brecht von denWänden, allesamt gezeichnet von bekannten Karikaturisten aus Deutschland und Frankreich.

"Tête à tête – Kopf an Kopf", so heißt die Ausstellung im Rahmen des Literaturpflasters, die am Montagabend mit Sekt und Orangensaft feierlich eröffnet wurde. Bereits zum vierten Mal in Folge stellte die Volksbank im Ortskern ihre Räumlichkeiten als Ausstellungsfläche für das Kulturfest zur Verfügung. "Und wir hoffen, dass noch viele weitere Male dazukommen", freute sich Kai Wunderlich vom Vorstand der Volksbank Wittgenstein über die wiederholte Zusammenarbeit. Zu Beginn hörten die knapp 30 Gäste in seinem Hause eine kleine Einführung von Kurator Walther Fekl.

Karikaturen-Kenner

Fekl hat bereits eine Vielzahl von deutsch-französischen Ausstellungen für das Goethe-Institut und das Institut Français organisiert. "Ich hatte mich bisher nur mit politischen Karikaturen befasst", so der Karikaturen-Kenner, der nun als Kurator von "Tête à tête – Kopf an Kopf" die überspitzten Portraits von Literaten, Denkern und Politikern in den Blick nahm.

Das Ergebnis ist eine Sammlung mit Werken an der Grenze zwischen Kunst und Karikatur. "Da gibt es eine Grauzone, genau wie zwischen ernsthafter Musik und Unterhaltungsmusik", erläutert Fekl. So zieren die gezeichneten Gesichter zwar teils große Nasen oder wirbeliges Haar, wie von Karikaturen gewohnt. Zugleich hält sich die Komik aber merklich zurück. "Ein paar Bilder sind ganz klar jenseits der Karikatur – bei anderen muss man sich streiten", beschreibt Fekl das Besondere an seiner Auswahl. "Erwarten Sie von mir keine Antwort."

Die Werke stammen aus den Stiften von sieben Zeichnern, die für den "Spiegel", die FAZ oder auch die französische Tageszeitung "Le Monde" bebildern.

"Anfangs dachte ich, das Literaturpflaster wäre nur alle fünf Jahre."
Walther Fekl, Kurator aus Berlin, zeigt sich begeistert von der Programmvielfalt des Kulturfestes

Literaturpflasterstein

Erinnerung an Charlie Hebdo

Auch Portraits des Franzosen Philippe Honoré zieren die erste Etage der Volksbank. Der Karikaturist arbeitete für die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" und wurde beim Anschlag auf die Redaktion im Januar 2015 ermordet. "Er ist erst später im Krankenhaus gestorben und tauchte deshalb in Nachworten häufig nicht auf", betont Fekl, der mit den ausgestellten Zeichnungen von Honoré auch die Erinnerung an den Künstler wachhält.

Erste Zusammenarbeit

Mit "Tête à tête – Kopf an Kopf" präsentiert Walter Fekl seine erste Ausstellung für das Literaturpflaster. Als Außenstehender fand der Berliner anerkennende Worte für die Leistung der Bad Berleburger Organisatoren. "Anfangs dachte ich, das Literaturpflaster wäre nur alle fünf Jahre", so Fekl mit Blick auf 23 Veranstaltungen in rund fünf Wochen. "Meine Hochachtung für das, was Sie jedes Jahr leisten."

Als Dank für die Zusammenarbeit schenkte ihm die Veranstaltergemeinschaft einen Pflasterstein mit dem Schriftzug "Literatur", das Markenzeichen des Kulturfestes. "Es ist gefährlich, einem Kreuzberger einen Pflasterstein zu schenken", scherzte Fekl angesichts oftmals auftretender Krawalle in dem Berliner Stadtteil.

Von Marcel Krombusch

Kunstwerke ziehen durch Deutschland

  • Die Wanderausstellung wurde vom Institut Français initiiert.
  • Neben Berlin und München war die Sammlung auch schon in Tübingen zu Gast.
  • Bis zum 6. Oktober hängen die Bilder in der Volksbank Berleburg.

WESTFALENPOST (13.09.2017)
Internet: www.wp.de/staedte/wittgenstein/
Bildquelle: WP-Foto von Marcel Krombusch

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