Das Verstehen ist der Schlüssel

Frankreichs Generalkonsul Vincent Muller wirbt beim Finale des Literaturpflasters für die deutsch-französische Freundschaft und die gemeinsame europäische Idee

Der Generalkonsul der Republik Frankreich, Vincent Muller (Mitte), erhält von Rikarde Riedesel (rechts) den obligatorischen Literaturpflasterstein. Mit im Bild: Schirmherr Prof. Ralf Schnell (links), Ulla Belz und Otto Marburger. (WP-Foto: Lars-Peter Dickel)

Bad Berleburg. Vincent Muller ist begeisterter Europäer. Vielleicht auch deshalb, weil der französische Generalkonsul in NRW in Straßburg aufgewachsen ist. Als Elsässer kommt er aus der Mitte Europas. Aus einem Landstrich, der mal deutsch, mal französisch war. Und Vincent Muller ist Diplomat aus Berufung, nicht nur von Beruf.

Dieser Franzose, der Deutschland und die Kultur beider Völker aus dem Effeff kennt, hat zum Abschluss des Bad Berleburger Literaturpflasters einen tiefen Eindruck hinterlassen. Verbunden mit der Einführung in die Literaturgeschichte Frankreichs durch den Schirmherrn des Literaturpflasters, Prof. Ralf Schnell, war dieser Abend die gelungene Klammer um eine Veranstaltungsreihe, welche die Menschen in Wittgenstein den Franzosen ein Stück näher gebracht hat.

Sonderwege in die Sackgasse

Das Beeindruckendste an Muller ist dabei nicht seine Bestimmtheit, mit der er sagt, "nationale Sonderwege führen in die Sackgasse", sondern der angenehme Plauderton, in dem der tief gebildete Mann die Gemeinsamkeiten und Verbindungen zwischen Franzosen und Deutschen vom Mittelalter bis in die aktuelle Politik und Kultur nachzeichnet.

Im Mittelalter bestimmte die Religion das Leben, nicht die Nationalitäten, die erst viel später entstehen. Die gemeinsame Kultur des Christentums prägt die Europäer, ob in der Dichtung oder der Architektur.

"Wenn Sie die Sprache wechseln,
gewinnen Sie ein Stückchen Freiheit."

Vincent Muller, Generalkonsul Frankreichs in NRW

Literaturpflasterstein

Erst die Reformation sorgt für einen Wandel. Viel Glaubensflüchtlinge strömen nach Preußen und sorgen für eine massiven französischen Einfluss auf die Kultur im späteren Deutschland. Gleichzeitig verliert Frankreich ein Stück weit an Bedeutung als kulturelle Leitnation. Dann, mit dem napoleonischen Zeitalter und den Weltkriegen, rücken die einzigen Brüder im Herzen Europas voneinander ab. Erst die Bereitschaft der Franzosen und Deutschen, mit Robert Schumann und Konrad Adenauer die leidvolle Geschichte zu überwinden, hat beide Nationen zueinander finden lassen. "Seitdem gehört der Dialog zum Alltag", findet der Generalkonsul. Vincent Muller, der fließend Deutsch mit dem typischen und wunderbaren französischen Akzent spricht, beantwortete im Anschluss liebend gern die Fragen aus dem Publikum und auch von Schülern – im EJOT-Labor in Bad Berleburg.

Taxifahrer und Minister im Dialog

Der zweisprachige Diplomat ist das beste Beispiel für einen wichtigen Satz, den er allen Zuhörern an diesem Abend mit auf den Weg gibt: "Wenn Sie die Sprache wechseln, gewinnen Sie ein Stückchen Freiheit."

Wie wichtig gerade die Sprache auch für seinen Beruf ist, hat Vincent Muller bereits zu Beginn erzählt. "Man muss die Menschen verstehen, bis zum Fuß der Gesellschaft. Ich spreche mit Taxifahrern und mit Ministern und informiere meinen Ministerpräsidenten darüber, was die Menschen in Deutschland denken."

Von Lars-Peter Dickel

Zweiter Besuch Mullers in Bad Berleburg

  • Vincent Muller war bereits zum zweiten Mal in Bad Berleburg. Bei seinem ersten, weniger öffentlichen Termin hat sich der Generalkonsul der Republik Frankreich für den Leitbild-Prozess der Stadt interessiert.
  • Bei seinem Besuch anlässlich des Literaturpflasters lag der Fokus nicht ausschließlich auf der Kultur. Zwar besichtigte Vincent Muller auch das barocke Residenzschloss, aber er wollte auch die Wisente besuchen.

WESTFALENPOST (21.10.2017)
Internet: www.wp.de/staedte/wittgenstein/
Bildquelle: WP-Foto von Lars-Peter Dickel

WESTFALENPOST

Berleburger Literaturpflaster auf Facebook
© 2007-2017 Berleburger Literaturpflaster - Literatur & Kultur aus dem Schwerpunktland der Frankfurter Buchmesse.
Impressum :: Datenschutz :: powered by jr webdesign