Der kleine Prinz verzückt als Schattenspiel

"Theater der Dämmerung" präsentiert die Figur von Saint-Exupéry liebevoll und nuanciert

Hinter den Kulissen zeigen Friedrich Raad (vorn rechts) und Wanja Kilber vom Theater der Dämmerung den Aufbau eines Schattentheaters. (WP-Foto: Art.ur)

Bad Berleburg. Beim Berleburger Literaturpflaster verzückte "Der kleine Prinz" des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry das Publikum im manierlich besetzten Bürgerhaus – vom "Theater der Dämmerung" präsentiert als Schattenspiel.

"Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast!" Diese sehr moralische Aussage, die den Kern eines aufrechten Lebens berührt, wird vom Fuchs, der letzten Begegnung des kleinen Prinzen auf der Erde, beinahe zärtlich den Zuschauer berührend, ausgesprochen. Der Fuchs will, dass der kleine Prinz ihn zum Freund domestiziert, zähmt. Was für eine Basis für eine grandiose Diskussion über Hingabe, Freundschaft, Liebe und Dasein als Lebewesen überhaupt.

Großartig gesprochen

Großartig gesprochen von Friedrich Raad und sinnlich die Figuren, bewegt von Wanja Kilber, die zusammen mit dem nicht anwesenden Roland Karl Metzger das Schattentheater "Theater der Dämmerung" aus Leichlingen bilden.

Ungewöhnlich ist die Präsentation: Das Publikum wird überrascht durch ein multimediales Spektakel, das hinter der Leinwand, aber auch seitlich davor passiert.

So werden die Protagonisten des Stückes von Regisseur, Schauspieler und Sprecher Friedrich Raad vor der Bühne hervorragend gespielt und gesprochen, während die Scherenschnitt-Figuren in feinster Schattentheater-Manier agieren. So im ersten Teil des Stückes auf den verschiedenen Planeten, die der kleine Prinz aufsucht, um der Wahrheit nahe zu kommen: "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar", so die weise Sicht des Fuchses.

Im zweiten Teil, auf der Erde, sucht der Prinz die Menschen. Dabei trifft er die Schlange und dann den Fuchs, wird berührt von einer "Lüge" seiner "einzigen" Rose, in einem Feld von unzähligen Rosen – und lernt dann durch den sehr weisen Fuchs, der in unseren Fabeln als listig, verschlagen dargestellt wird, seine Rose zu schätzen und zu lieben.

Das Spiel dieser beiden Schattenspieler ist großartig. Durch sehr deutliches Sprechen, das sowohl eindringlich wie sanft die dargestellten Wesen und ihre Charaktere zeichnet, sowie durch die ausgezeichneten Scherenschnitt-Figuren von Wanja Kilber, die in ihren Bewegungen und Gesten liebevoll und hinreißend bewegt werden, wird das Publikum in die Tiefen des Stücks geführt.

Licht-Illuminationen, wie sie so noch nie in Schattentheater-Stücken zu sehen waren, bereichern die Szenen. LED-Technik macht hier sinnliches Spiel mit Licht und Schatten zu einem vollkommenden Theater-Erlebnis.

Im Rahmen des Literaturpflasters ist das "Theater der Dämmerung" eine Perle, die an dieser Stelle unbedingt weiterempfohlen wird.

Von Art.ur

Regisseur und Sprecher ist gelernter Schauspieler

  • Regisseur und Sprecher Friedrich Raad ist gelernter Schauspieler. Bühnenbild und Figuren werden gestaltet von Wanja Kilber und Roland Karl Metzger, der darüber hinaus mitspielt.
  • Mehr Infos im Internet: www.theaterderdaemmerung.de, Kontakt per E-Mail: friedrich.raad@t-online.de

WESTFALENPOST (22.09.2017)
Internet: www.wp.de/staedte/wittgenstein/
Bildquelle: WP-Foto von Art.ur

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