WP-Interview mit den isländischen Krimiautoren Viktor Arna Ingólfsson und Óttar M. Nordfjörd

Zwei Autoren sprechen über ihre Schreibkunst
Leidenschaft für das Kriminelle

Krimiautor Viktor Arnar Ingólfsson (WP-Foto: Christiane Sandkuhl)
Krimiautor Óttar M. Nordfjörd (WP-Foto: Christiane Sandkuhl)

Bad Berleburg. (cs) Krimis sind im skandinavischen Raum eine äußerst populäre Literaturgattung. Warum gerade Viktor Arna Ingólfsson und Óttar M. Nordfjörd sich diesem Genre mit so großer schriftstellerischer Leidenschaft hingeben, erzählten sie während eines ausführlichen Gesprächsnachmittags im "Landhaus Wittgenstein" unserer Heimatzeitung im Rahmen des 18. Berleburger Literaturpflasters.

FRAGE: Wie kamen Sie beide zu Ihrer Krimiautoren-Tätigkeit?
ÓTTAR M. NORDFJÖRD: Seit frühester Jugend bin ich Krimileser, habe an der Island-Universität in Reykjavik Philosophie studiert und habe mich zunächst in Lyrik, Comics und Film-Manuskripten versucht. Doch der Drang nach mehr Intensität in die dunklen Orte menschlicher Verwegenheiten haben mich stärker in die kriminelle Richtung gezogen. So verfasste ich nach 18-monatiger Vorbereitung beispielsweise mein großes Werk "Solkross" (Sonnenkreuz).
VIKTOR ARNA INGÓLFSSON: Bei mir sah es schon etwas anders aus. Die Leidenschaft für Krimis war schon immer da und wenn ich nächtelang las, ärgerte mich ab und an der miserable Handlungsablauf vieler Autoren. "Ich kann das besser", sagte ich mir. Und so begann ich und fand in meinen Kollegen meiner Straßenbaufirma, wo ich heute auch noch als Straßenbauingenieur meine Brötchen verdiene, sehr positive Kritiker, die mich ermutigten intensiv diese Schreibkunst auszufeilen.

FRAGE: Wie viele Romane haben Sie denn bereits veröffentlicht und in welchen Sprachen liegen sie vor?
ÓTTAR M. NORDFJÖRD: Es sind bereits fünf Romane erschienen, mit denen ich in Island großen Erfolg habe und übersetzt wurden sie bisher ins Niederländische, ins Deutsche, ins Tschechische und auf Spanisch. Weitere sollen aber folgen.
VIKTOR ARNA INGÓLFSSON: Veröffentlicht wurden vier Krimis und Thriller, aber ich arbeite natürlich an einem weiteren Werk. Übersetzt wurden meine Bücher bis jetzt auf Deutsch, Niederländisch, Italienisch und Tschechisch. Später soll es sie auch auf Englisch geben.

FRAGE: In Ihren Romanen sind zwei völlig unterschiedliche Arbeitsweisen erkennbar, was ist für Sie das Wichtigste im Aufbau der Krimis?
ÓTTAR M. NORDFJÖRD: Ich liebe es, ein wenig mit dem Leser zu spielen. Bevorzugt arbeite ich mit einem offenen Ende. Wichtig ist für mich der psychologische Kniff, der dabei wirkt. Das mag befremdlich sein, macht aber auch neugierig und regt den Leser zum Mitdenken an. Ich mag es nicht, frontal zu schreiben, das heißt, der Leser soll nicht vor vollendete Tatsachen bei der Mördersuche gestellt werden.
VIKTOR ARNA INGÓLFSSON: Es macht vermutlich meine Berufserfahrung, ich liebe die Sicherheit, das Komplette. Meine Arbeitsweise führt immer in abgerundeter Form zum Verbrecher hin. Ich orientiere mich gern an der Historie und lasse sie gern einfließen. Im Handlungsablauf verflechte ich auch das Volk und schaue ihm dabei genau aufs Maul. So ist die Sprache streckenweise derb oder ordinär.

FRAGE: Sie werden beide an der Frankfurter Buchmesse teilnehmen. Was erwarten Sie für sich persönlich?
ÓTTAR M. NORDFJÖRD: Jeder freut sich über Erfolg. Schwierige Schritte sind es natürlich, Verlage zu überzeugen und im Ausland Herausgeber zu finden. Doch ich habe in Island ein gutes Fundament geschaffen und darüber bin ich glücklich. Das erleichtert mir den Einstieg aufs internationale Parkett.
VIKTOR ARNA INGÓLFSSON: Für mich bewerte ich es ähnlich. Der skandinavische Krimimarkt ist ziemlich überschwemmt, auch mit Zweitklassigem und daher hat mich die Einladung des Organisationskommitées sehr berührt und ist ein Zeichen meiner guten Krimiqualität. Das macht natürlich stolz.

Mit den beiden Autoren sprach Christiane Sandkuhl.


WESTFALENPOST (21.09.2011)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Fotos (2) von Christiane Sandkuhl (cs)

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