Bad Berleburg lockt jedes Jahr zur Buchmesse Bestsellerautoren und Zuhörer in die Provinz

Ein gutes Pflaster für Literatur

Halldór Guðmundsson signierte in Bad Berleburg einige Bücher in der 'Literatur-Apotheke'. (WP-Foto: Lars-Peter Dickel)
Halldór Guðmundssons Gastgeber war eine Apotheke: 'So etwas brauchen wir in Island auch – eine Bücher-Apotheke. Bücher als notwendiges Heilmittel und Medizin, das finde ich eine gute Mischung.' (WP-Foto: Lars-Peter Dickel)

Bad Berleburg. (lpd) Die Provinzstadt im Rothaargebirge genießt einen guten Ruf bei Schriftstellern und Verlagen in aller Welt. Wenn es auf die Frankfurter Buchmesse zugeht, strömen Bestsellerautoren nach Deutschland. Sie besuchen Berlin und sie lesen in Bad Berleburg.

"Das Bad Berleburger Literaturpflaster ist bekannt", sagt Halldór Guðmundsson. Als Direktor des diesjährigen Gastlandauftritts "Sagenhaftes Island" koordiniert der Literaturwissenschaftler und bekannte Biograf die Präsentation seiner Heimat rund um die Frankfurter Buchmesse. "Das sind etwa 400 Veranstaltungen", berichtet Guðmundsson unserer Zeitung.

Am Dienstagabend war er noch in Bad Berleburg, am Mittwoch schon in Berlin und heute wieder in Frankfurt. Der Mann, der die isländische Literatur wie kaum ein anderer kennt, ist momentan sehr gefragt. Trotzdem reicht die Zeit für eine "Einführung in die isländische Literatur" in der Provinz. Weil die Bad Berleburger einen so guten Ruf bei den Verlagen genössen, "fällt es uns Isländern nicht schwer, Berleburg und Berlin gleich zu behandeln", so Guðmundsson.

Rikarde Riedesel, die das Literaturpflaster seit den Anfängen vor 17 Jahren mitorganisiert, freut sich über den Erfolg. Das Ganze war aus einer Privatinitiative des Galeristen Gerd Gerhard, des Journalisten Burkhardt Hupe und der Buchhändlerin Stefanie Braun entstanden. Riedesel stieß von Seiten der Stadt hinzu. Später kamen starke Partner wie die Bad Berleburger Kulturgemeinde, der örtliche Touristikverein und die Kreis-Volkshochschule dazu.

"Mittlerweile ist es so, dass die Verlage uns die Autoren anbieten". Es gebe zwar Fragen wie die: "Warum schickt ihr Hallgrímur Helgason nach Berleburg und nicht Stuttgart. Aber der Klett-Cotta-Verlag reagierte da ganz cool", berichtet Riedesel nicht ohne Stolz. Immerhin hat der Krimiautor in Deutschland eine Millionenauflage erzielt.

"Eine Bücher-Apotheke brauchen wir in Island auch."
Halldór Guðmundsson

Auch die Frankfurter Buchmesse rührt bei Verlegern und Autoren die Werbetrommel für das Literaturpflaster. Mit seinen 16 Veranstaltungen vom 11. September bis 11. Oktober bietet das bundesweit einzigartige Festival auch diesmal viel Raum für Literatur und das Drumherum: Neben Lesungen gibt es schon traditionell auch Einführungen in die Literatur des jeweiligen Buchmesse-Gastlandes, Vorträge über Land und Leute, Ausstellungen, Kochkurse und Konzerte.

Am Dienstagabend erfuhr Guðmundsson ganz persönlich, warum Bad Berleburg für die Literatur ein so gutes Pflaster ist: "Mit so vielen Leuten habe ich nicht gerechnet", wunderte sich Guðmundsson. Und selbst Rikarde Riedesel staunte. 90 Gäste kamen, für 70 gab es Stühle: "Ich könnte die Karten für die Veranstaltungen mittlerweile doppelt verkaufen." Trotzdem will Riedesel nichts am Konzept der Lesungen an besonderen Orten ändern. Krimiautoren lesen passender Weise im Amtsgericht. Hallgrímur Helgason wird aus "Eine Frau bei 1.000 Grad" ebenso passend in der Backstube eines Cafés lesen. "Für unsere Geschäftsleute ist es fast schon Ehrensache beim Literaturpflaster mitzumachen. Das macht ja auch das Flair aus", sagt Riedesel.

Guðmundssons Gastgeber war eine Apotheke: "So etwas brauchen wir in Island auch – eine Bücher-Apotheke. Bücher als notwendiges Heilmittel und Medizin, das finde ich eine gute Mischung."

www.literaturpflaster.com

Von Lars-Peter Dickel


WESTFALENPOST (22.09.2011)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Fotos (2) von Lars-Peter Dickel (lpd)

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