Jesus ist auch für die Leidenden gestorben

Ein philippinischer Pfarrer beschäftigte sich auf dem Literaturpflaster mit der Menschenwürde

Prof. Dr. Dennis Solon sprach im traditionellen Barong - hergestellt aus gewebten Ananas- oder Bananenfasern - auf dem Berleburger Literaturpflaster über „Menschenwürde und Kirche am Beispiel der Philippinen“.

Bad Berleburg. UCC ist in Wittgenstein eine ziemlich bekannte Abkürzung. Die drei Buchstaben stehen nämlich für United Church of Christ. Seit mehr als 30 Jahren gibt es einen Jugend-Austausch der heimischen Protestanten mit der UCC in den amerikanischen Bundesstaaten Indiana und Kentucky. Die United Church of Christ gibt es aber auch auf den Philippinen. Und passend zum aktuellen Literaturpflaster-Land war jetzt ein philippinischer UCC-Pfarrer in Bad Berleburg:  Prof. Dr. Dennis Solon arbeitet seit Ende 2017 mit einer internationalen Gastprofessur am Institut für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement der Universität Bielefeld. Sein Thema auf dem Literaturpflaster: „Menschenwürde und Kirche am Beispiel der Philippinen“. Sein Vortragsort: die Stadtkirche an der Berleburger Schloßstraße.

Verletzung der Menschenwürde passiere täglich auf den Philippinen, sie sei ein alltägliches Ereignis, startete Dennis Solon vor rund 30 Zuhörenden in den Vortrag. Und mit einer zweiten Vorbemerkung: Auch wenn heute 90 Prozent der Menschen auf den Philippinen Christen seien und davon 80 Prozent römisch-katholisch, so sei das dort mit der Kirche trotzdem ein kompliziertes Thema. Zu sehr habe sie sich über Jahrhunderte in den Dienst der spanischen Kolonialherrn gestellt. Heutzutage seien die weitverbreitete Armut in den Städten und das flächige Zurückdrängen von Bauern und Indigenen durch eine wuchernde Bergbau-Wirtschaft für unterschiedliche Bodenschätze auf dem Land große Herausforderungen für die Menschenwürde.

Sein Fazit hatte Prof. Dr. Dennis Solon für die Zuhörenden auch schriftlich mit nach Bad Berleburg gebracht.

Dabei gebe es doch die tradierte philippinische Kultur des „Bayanihan“, des Teamgeistes, der aktiven Zusammenarbeit, der gegenseitigen Hilfe, der Solidarität, des Dienstes am Nächsten. Damit war man schon dicht am christlichen Vokabular. Ausgehend von der historischen Persönlichkeit Jesus und von Gott verwies Dennis Solon auf die Bibel. Er zitierte aus dem ersten Brief an die Philipper: „Wandelt nur würdig des Evangeliums Christi“, schwor im Hinblick darauf auf einmütiges Kämpfen ein. Und betonte aus dem Römerbrief in Bezug auf die weltliche Obrigkeit: „Denn sie ist Gottes Dienerin, dir zugut.“ Wenn diese ihre staatlichen Aufgaben nicht erfülle, dann versage sie, so Dennis Solon. Der im Vortrag auf eine Liste von Erklärungen und Beschlüssen der philippinischen UCC hinweisen konnte, die die Obrigkeit seit 1960 an ihre grundlegenden Aufgaben erinnern. Und so ist das Leben von UCC-Pfarrern, aber auch von Priestern und Pastoren anderer Konfessionen auf den Philippinen gefährlich.

Wie die christliche Botschaft den korrupten Eliten gefährlich werden kann, hatte Dennis Solon in einem anderen Buch gefunden. Im zweiten Roman des philippinischen Nationalhelden José Rizal erklärte der katholische, indigene Priester Padre Florentino vor 134 Jahren: „Ich will nicht sagen, dass unsere Freiheit durch das Schwert gewonnen werden soll. Doch wir müssen diese Freiheit erringen, indem wir ihrer würdig werden - durch die Erhöhung der Intelligenz und der Würde des Einzelnen.“ Das nährt auch heute die Hoffnung der Menschen auf den Philippinen und der Menschen, die aus verschiedenen Gründen dort nicht mehr leben können oder wollen. Immer wieder schien in den vergangenen Wochen auf dem Literaturpflaster die Hoffnung durch. Bei Dennis Solon außerdem auch noch eine Überzeugung, wie sagte er: „Jesus ist für Gerechtigkeit gestorben.“ Und zwar nicht nur für die Sünder, sondern auch für die Leidenden.

Text und Fotos: Jens Gesper


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