Gebrauchsanweisung für die Philippinen
Autor Joscha Remus präsentiert neuesten Ableger seiner Buchreihe beim Literaturpflaster
Bad Berleburg. Die Länder-Gebrauchsanweisungen einer deutschen Buchreihe sind immer wieder spannender Teil des Literaturpflasters in Bad Berleburg. Fürs 2025er Gastland der Frankfurter Buchmesse gibt es seit diesem Jahr die „Gebrauchsanweisung für die Philippinen“.
Da war es für das Wittgensteiner Organisations-Team um Rikarde Riedesel klar, dass der Autor Joscha Remus eingeladen werden musste. Und wie schon bei Island, Slowenien und der spanische Region Katalonien stand auch der Veranstaltungsort umgehend fest: natürlich wieder das Sanitätshaus Kienzle. Mit legendären Buffets seit 20 Jahren ein treuer Mitstreiter auf dem Literaturpflaster.
Nach zwei Vorträgen der Veranstaltungsreihe über den südostasiatischen Archipel mit seinen 7641 Inseln stand Joscha Remus am Anfang der Lesungen - und das war gut so. Denn gleich zwei wichtige Grunderkenntnisse lieferte der 67-Jährige an diesem Abend. Die helfen vielleicht dabei, das ferne Land besser einzuordnen, möglicherweise sogar ein bisschen mehr zu verstehen. Erstens: Er habe bereits über 30 Reisebücher geschrieben, die größte Überraschung sei für ihn die große Herzlichkeit gewesen: „Es wird nirgendwo so viel gelächelt wie auf den Philippinen.“ Zweitens: Das Land feiere heute Lapu-Lapu. Der erste philippinische Nationalheld habe den ersten Versuch zur spanischen Kolonisierung der Philippinen vereitelt, indem er Fernando Magellan im April 1521 umbrachte. Wobei es für den portugiesischen Seefahrer Magellan heute ebenfalls Feiern auf den Philippinen gebe. Für Joscha Remus ein Hinweis auf das „weite Herz der Filipinos“. Er habe im Land Schulkinder gefragt, wie das zusammenpasse, und einer habe ganz einfach geantwortet: „Wir mögen beide.“ Und Joscha Remus mag die Philippinen.
Mit einem liebevollen Blick auf Land und Leute hat er sein Buch geschrieben. Seine Begeisterung steckt in jedem Satz, den er aus seiner unterhaltsamen Gebrauchsanweisung vorlas. Darüber hinaus aber auch in jeder der zahlreichen Geschichten, die er an diesem Abend seinen 60 Zuhörenden über das ferne Inselreich und seine Menschen erzählte. Er sprach von den vielen Filipina-Krankenschwestern, die aus aller Welt Care-Pakete nach Hause schicken, weil sie rund um den Globus arbeiten, und von dem Mann, der das Patent für Karaoke-Maschinen hält und von den Philippinen stammt. Es ging um Dinosaurier-Eier und Schokoladenhügel, um Koboldmakis und Krokodil-Eiscreme, um eine unerwartete kulinarische Verbindung zwischen dem rumänischen Transsylvanien und dem philippinischen Mindanao, um die höfliche Verspätung namens „Filipino Time“, um die ungewohnte, auf den Philippinen aber übliche Kommunikationsform des Lip-Pointing. Und ein Tipp für tatsächliche Archipel-Reisende: „Falls Sie nur einen 24-stündigen Zwischenstopp in Manila eingeplant haben, wäre ein Besuch des Ayala-Museums die beste Option.“
Am Ende gab Joscha Remus einen sehr persönlichen Einblick, den er im Nachwort seiner neuesten Gebrauchsanweisung festgehalten hat: „Meine Liebe zu den Philippinen begann im Alter von zehn Jahren.“ Reisen habe er da noch im Kopf unternommen, mit Briefmarkenalben vor der Nase. Darin ein farbenprächtiges Exemplar namens „Filipinas“: „Stundenlang saß ich still vor dieser Marke und träumte mich auf die andere Seite der Welt. Die Liebe zu dieser Briefmarke war der unweigerliche und eigentliche Beginn meiner Karriere als Reiseautor.“ Wobei der Mann aus der Südeifel seinen Beruf in Bad Berleburg in einen unerwarteten Zusammenhang stellte: „Ich gehe auch immer auf Heimatsuche.“ Wie gut, dass das Literaturpflaster seine Heimat in Wittgenstein gefunden hat.
Von Jens Gesper

WESTFALENPOST (02.10.2025)
Internet: www.wp.de/staedte/wittgenstein/
Bildquelle: Fotos (3) von Jens Gesper