Philippinisch Kochen: „Das schmeckt wie verrückt!“
Bad Berleburger Literaturpflaster: Die Philippinerin Josephine Saßmannshausen kocht ihr Nationalgericht
Bad Berleburg. Mal eine ganz neue kulinarische Erfahrung machen und das mitten in Berleburg? Genau das erlebten insgesamt 22 Teilnehmende der philippinischen Kochabende, die an zwei Freitagen im Rahmen des Literaturpflasters in der Realschule Berleburg stattfanden. Organisatorin Jenny Henk von der Volkshochschule Siegen-Wittgenstein ist vollauf zufrieden mit den Events: „Das waren ganz durchgemischte Gruppen“, beschreibt sie die Teilnehmenden. Nachdem es nun länger keine Kochevents als Teil der Literaturpflaster gegeben hat, ist sie froh, die Lehrküche der Realschule für die Kurse gewonnen zu haben. In den Räumlichkeiten ist genug Platz für die jeweils gut zehn Köchinnen, wobei alle verfügbaren Plätze ausgebucht waren.
Die anleitende Köchin ist an diesem Abend Josephine Saßmannshausen aus Feudingen – eine echte Philippinerin. Saßmannshausen lebt seit 41 Jahren in Wittgenstein, wuchs aber auf den Philippinen auf und verbringt heute etwa das halbe Jahr dort bei ihrer Familie. Nach ihrem Studium machte sie eine Reise nach Deutschland zu ihrer Cousine und lernte dort ihren heutigen Ehemann kennen. Seit sie eine Familie in Deutschland gegründet haben, ist das Zubereiten von Essen ein wichtiger Teil ihres Lebens. Das Kochen in ihrer Heimat gestaltete sich aber vor allem früher sehr anders als Deutsche es gewohnt sind: „Manche haben dort kein Gas, vor allem wenn sie in den Bergen wohnen“, berichtet Saßmannshausen.
Nach der Schule musste sie so als Kind erst einmal Wasser und Holz holen, damit ihre Mutter dann über dem offenen Feuer die Speisen zubereiten konnte. Für die philippinische Küche sind besonders Gewürze wie Zitronengras, Sojasauce und Austernsoße wichtig, wobei so gut wie jedes Gericht Fleisch oder Fisch enthalte - Vegetarier kenne man in ihrer Heimat nicht, so Saßmannshausen. Beim Kochevent in der Realschule lernen die Teilnehmenden das Nationalgericht Adobo herzustellen. Adobo beschreibt die Art, das Fleisch, oder auch den Fisch, zu marinieren und zu garen. Diese Koch-Art ist ursprünglich von den einheimischen Philippinern, wurde aber von spanischen Kolonialherren übernommen und abgewandelt – so wurde die Methode auch in Europa bekannter.
Josephine Saßmannshausen bereitet ihr Adobo mit Schweine- oder Hähnchenfleisch zu, dazu gibt es Reis aus dem Reiskocher. „Ich wasche den Reis fünf- bis sechsmal“, berichtet die Hobby-Köchin. Das sei wichtig, weil so die überschüssige Stärke und möglicher Dreck ausgewaschen werden. Besonders weil sie ihren Reis in großen Säcken im Asia-Supermarkt kaufe und dieser direkt aus Asien komme, wo Reis oft an der Straße getrocknet werde, achte Saßmannshausen auf das Waschen.
Aber es war nicht immer einfach für die Philippinerin, in Deutschland an gute Zutaten für ihre Landesküche zu kommen. „Ich habe mich gewundert: Warum brät die den Salat?“, erzählt ihre Freundin und Küchen-Assistentin beim Kochevent, Frau Hanke von ihrem ersten Besuch bei Josephine Saßmannshausen. Saßmannshausen koche liebend gerne für sich und ihre Freunde und Familie, habe dabei aber vor allem zu Beginn kreativ werden müssen. Heute kauft sie in einem philippinischen Laden in Niederschelden ein, um authentische Gerichte zu produzieren. Das nächste philippinische Restaurant ist nämlich etliche Kilometer weit weg. Hanke ist aber seit jeher von den Speisen begeistert: „Das schmeckt wie verrückt!“
Sie selbst koche im Gegenzug auch gerne deutsche Gerichte für ihre philippinische Freundin. „Kartoffeln schmecken mir nicht. Aber ich mag Gulasch und Schnitzel“, lacht Josephine Saßmannshausen, die bis heute hauptsächlich philippinisch Zuhause isst. Für den Großteil der Teilnehmenden beim Kochevent ist Kochen auch eine Leidenschaft, aber die philippinische Küche eine neue Erfahrung.
Verena und Silvia Weikert aus Schwarzenau meinen: „Wir wollten uns neue Inspiration für Zuhause holen.“ Die Schwestern kochen regelmäßig gemeinsam und benutzen dafür besonders gerne frische Zutaten aus dem eigenen Garten. Auch Bastian Weil aus Banfe berichtet: „Ich wollte mal etwas Neues kennenlernen.“ Der 34-Jährige besucht häufig Kochkurse der Volkshochschule, zuletzt hat er dabei Fermentieren gelernt. Die asiatischen Landesküchen sind ihm noch fremd, für seine eigenen Kochkurse mit der Jugendgruppe der Malteser ist neue Inspiration aber immer gut.
Doch wie schmeckt nun das nach Adobo-Art zubereitete Fleisch? „Das Fleisch ist super lecker und aromatisch“, ist Jenny Henk mit dem Ergebnis zufrieden. Und auch die Teilnehmenden sind begeistert: „Das Fleisch muss man gar nicht schneiden, so zart ist es“, schwärmt Verena Weikert.
Von Nora Denker

WESTFALENPOST (29.09.2025)
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Bildquelle: Foto von Nora Denker