Literaturpflaster, diesmal ganz heiss am Herd

Ein besonderer Kurs für 14 Hobbyköche. "Hyvää ruokahalua!" heißt auf Finnisch "Guten Appetit!"

Finnisch Kochen mit Hans Christian Radenbach: Klar, dass die Teilnehmer da oft noch Fragen haben. (WP-Foto: Julia Peter)

Bad Berleburg. (jupe) "Hyvää ruokahalua!" – beim finnischen Kochkurs des Literaturpflasters wünschten sich die Teilnehmer zwar auf deutsch "Guten Appetit", dafür wurden aber leckere Spezialitäten aus Finnland gekocht. 14 Hobbyköche waren in der Berufsschule zusammengekommen, um unter der Anleitung von Koch Hans Christian Radenbach die typische Kost des skandinavischen Landes kennen zu lernen.

Der Lehrer des Berufskollegs Wittgenstein hat zwar selbst keinen Bezug zur finnischen Küche, für seine Kochkurs-Lehrlinge jedoch recherchiert – und sich ein besonderes Drei-Gänge-Menü einfallen lassen. "Ich habe mich letzte Woche mal an ein paar finnischen Gerichten versucht. Vorher habe ich noch nie in diese Richtung gekocht", gesteht Radenbach.

Das schadet dem Kochkurs jedoch keineswegs, denn in gemütlicher und freundschaftlicher Atmosphäre freuen sich alle Beteiligten mitzumachen. Als Vorspeise stehen "Flusskrebse im Dillsud mit Sauce Lidingoe" auf dem Menüplan – und was schon so lecker klingt, sollte auch vorzüglich schmecken.

Und, schmeckt’s? Das testen die Teilnehmer am Ende natürlich selbst. (WP-Foto: Julia Peter)

Flusskrebse – eine Herausforderung

Doch vorerst erweisen sich die Flusskrebse als eine Herausforderung, denn das Fleisch der 120 Flusstierchen muss erst einmal aus dem Körper herausgelöst werden. "Die Scheren kann man abbrechen und das zarte Fleisch da raus holen. Außerdem ist der Schwanz essbar, dabei muss jedoch der Darm erst entfernt werden", erklärt der Profikoch und führt den Anwesenden vor, wie die Flusskrebse ausgenommen werden müssen.

"Die Finnen schlürfen das Fleisch oftmals aus den Körpern, aber das finde ich nicht sonderlich appetitlich.", lacht er. Beim Kochen in Dreier- bis Vierer-Gruppen ist Teamwork gefragt. Die Teilnehmer kommen ins Gespräch, geben sich gegenseitig Tipps. Viele Mitkochende besuchen nicht zum ersten Mal einen Kurs des Berufsschulkochs, so auch die Schwestern Natalie und Dagmar Wollnie: "Uns zieht einfach der Spaß am Kochen her – und natürlich auch die Neugier auf das Essen fremder Länder", sind sich die beiden einig.

Rentier-Rücken – nicht gerade billig

Nachdem die Teilnehmer ihre selbst gekochte Vorspeise genossen haben, sind alle schon ganz gespannt auf die Hauptspeise. "Ich hätte natürlich gern Rentier- oder Elch-Fleisch besorgt", bedauert Hans Christian Radenbach. "Allerdings kostet ein Kilogramm Rentier-Rückenfilet derzeit in Deutschland 64,44 Euro. Das wäre dann doch etwas teuer gewesen." Stattdessen stehen gleich drei günstigere Fleischvarianten auf dem Speiseplan: Gekocht werden sollen eine "Saunawurst", "Frikadellen à la Lindstroem" und als Klassiker das "Filetgulasch Stroganoff". Serviert werden soll das Gericht mit typisch finnischem Püree und Salat.

"Die Saunawurst ist quasi die finnische Variante der Wittgensteiner Fleischwurst", scherzt der Küchenchef. "Ein paar Kleinigkeiten haben wir zwar eingedeutscht, insgesamt sind die Gerichte aber alle finnisch geblieben. Charakteristisch für die finnische Küche sind sehr deftige Mahlzeiten und die Verwendung von Senf und Ketchup." So wird die Fleischwurst mit Senf und Ketchup bestrichen, und an den Salat gehört ein typisches Senf-Dressing. "Ran an die Töpfe, ran an die Pfannen", motiviert der 42-Jährige die Anwesenden und schon wird fleißig abgewogen, geschnippelt und gebrutzelt. Um mit dem gesamten Menü zu punkten, sollte aber der leckere Nachtisch nicht fehlen: Blaubeerpfannkuchen – ein Gedicht! Mit gesättigten Mägen und glücklichen Gesichtern waren sich alle Teilnehmer am Ende einig: dieser Kochkurs ist ein voller Erfolg.

Auch Männer wagen sich an den Topf. (WP-Foto: Julia Peter)

Nur drei Männer trauen sich an die Kochtöpfe

Unter den 14 Teilnehmern trauen sich leider nur drei Männer an die Kochtöpfe – doch auch die haben großen Spaß am Erlernen der finnischen Küche. "Ich war selbst schon zweimal in Finnland im Urlaub. Leider lernt man in den Großstädten und Urlaubsorten aber nicht unbedingt die typische Landeskost kennen", erklärt Jost Mischowski. "Deshalb hat mich der Kochkurs sehr interessiert." Auch Markus Koll hat besondere Gründe, um am Kochkurs Finnland teilzunehmen: "Eine gute Freundin von mir kommt aus Finnland und wohnt nun seit 15 Jahren in Deutschland. Daher kenne ich schon ein paar finnische Klassiker wie die ,finnische Grundsoße’ aus Ketchup und Senf", schmunzelt Koll. "Auch meine Freundin ist gespannt, wie die Deutschen die finnische Küche interpretieren. Bestimmt muss ich das Menü später für sie nachkochen."

Von Julia Peter

REZEPTE

Mit Dill garniert, sehen die Flusskrebse sehr ansprechend aus. (WP-Foto: Julia Peter)

Flusskrebse im Dillsud mit Sauce Lidingoe

  • Zwiebeln in feine Streifen schneiden, Knoblauch fein hacken
  • Beides in Olivenöl anschwitzen und anschließend mit Weißwein ablöschen
    Kochen lassen
  • Hitze verringern und die Flusskrebse hinzufügen
  • Dill zugeben
  • Aus saurer Sahne, gehacktem Dill, Honig, Senf, Salz und Pfeffer die Sauce Lidingoe herstellen
    Anrichten und mit Baguette servieren

Blaubeerpfannkuchen

Einen Pfannkuchenteig herstellen aus:
– 150 Gramm Mehl
– 0,3 Liter Milch
– 20 Gramm Puderzucker
– 4 Eier (getrennt, Eiweiß aufschlagen)
– 40 Gramm flüssige Butter

Pfannkuchenteig in eine gebutterte Pfanne geben und kurz stocken lassen. Heidelbeeren auf den Pfannkuchen geben und im Ofen weitergaren. Mit Puderzucker bestreuen und anrichten.


WESTFALENPOST (13.09.2014)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Fotos (4) von Julia Peter (jupe)

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