Finnische Märchen,
die Deutschen gar nicht so fremd erscheinen

Im Rahmen der Berleburger Literaturpflasters erzählt
Katja Heinzelmann rustikale Geschichten aus dem Norden

Von Ruhig und gespannt lauschten viele Bewohner des Altenzentrums der Märchenerzählerin Katja Heinzelmann. (WP-Foto: Dagmar Hornung)

Bad Berleburg. Wie alle nordischen Märchen seien finnische Märchen in ihrer Sprache relativ knapp, erklärte Märchenerzählerin Katja Heinzelmann ihren Zuhörern gestern Abend im Altenzentrum Haus am Sähling. "Es sind eben keine persischen Märchen", ergänzte sie. Der von Bewohnern wie Gästen gut besuchte Märchenabend war Teil des Berleburger Literaturpflasters, das sich in diesem Jahr Finnland als Gastland der Frankfurter Buchmesse angenommen hat.

Was Heinzelmann an finnischen, aber auch Märchen anderer nordischer Länder zusammengetragen hatte, ließ nicht nur die angekündigte Knappheit an sprachlichen Ausschmückungen in der Beschreibung einzelner Szenerien erkennen, sondern war auch ziemlich derbe. Und streckenweise – wie viele bekannte Märchen – sehr brutal. Da verwandelten sich vor dem inneren Auge Frauen in Hexen, es gab Läuse, so groß wie Katzen, aus deren Haut man Schuhe herstellen kann, Köpfe rollten und eine beachtliche Anzahl Männer wurden entweder erschlagen oder von hungrigen Wölfen verspeist. "So ist das im Leben, es ist nicht immer schön", kommentierte Katja Heinzelmann. Klassischerweise begegneten zauberhafte Gestalten wie Wasserweiber sowie die Kategorien ‘gut’ und ‘böse’. In der Tendenz: Gut waren selbstverständlich die einfachen, bescheidenen Menschen – eher böse das familiäre Umfeld des Kaisers. Und nicht nur die Motive ähnelten deutschen Märchen: Manchmal sind die Parallelen zu den Gebrüdern Grimm so stark, das nicht mehr klar ist, ob es sich um regional angepasste oder tatsächlich parallel entstandene Erzählungen handelt.

Von Dagmar Hornung


WESTFALENPOST (13.09.2014)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Foto von Dagmar Hornung

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