Dr. Peter Kracht brachte beeindruckende Aufnahmen historischer Zeugnisse mit

Gleich zwei 'Literatur-Pflastersteine' verlieh Kustodin Rikarde Riedesel (Mitte) am Sonntagabend. Den ersten gab es für Dr. Peter Kracht für brillant übermittelte türkische Landeshistorie, den zweiten erhielt die Wirtin des Landhauses Wittgenstein, Monika Grobbel, für hervorragende Bewirtung. (WP-Foto: Christiane Weinhold)

Dia-Zeitreise
durch die Türkei

Bad Berleburg. (cw) Der Journalist und Historiker Dr. Peter Kracht bewegte sich am Sonntagabend im Landhaus Wittgenstein mit einem Diavortrag auf historischen Pfaden durch die Türkei. Mit seinen eindrucksvollen, teils bis zu 30 Jahre alten Aufnahmen beleuchtete er vor gut gefüllter Kulisse die griechischen und römischen Einflüsse auf das Land zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer.

Der 52-jährige freie Autor, der sich in seiner Stadt Unna einen guten Namen als Kreisheimatpfleger gemacht hat, ist unter anderem Leiter der Fachstelle Geschichte im Westfälischen Heimatbund. Mit nur 80 Dias und einem herkömmlichen Projektor sei er nach Berleburg gekommen, man möge ihm verzeihen, dass er seine Präsentation noch nicht digitalisiert habe, entschuldigte sich der Geschichtswissenschaftler. Mit mehr als 1.000 Aufnahmen, bis ins Jahr 1978 zurückreichend, hätte er den zeitlichen Rahmen gesprengt. Dr. Krachts Exkursion begann im Jahr 800 v. Chr. in Byzanz, dem heutigen Istanbul und schwenkte über den zentralen Tempel in Didyma, zu architektonischen Erbstücken wie den Pergamonaltar, der heutzutage in Berlin zu bestaunen ist, bis hin zum 15.000 Sitzplätze bietenden Theater von Milet.

Kracht vermittelte einen Eindruck des friedlichen Miteinanders der einstigen Eroberer türkischen Landbesitzes und der einheimischen Bevölkerung. Der kulturelle Austausch der römischen, griechischen und türkischen Zeitgenossen ist der Menschheit reich erhalten geblieben und zeigt, dass in heutiger Zeit oft leichtfertig und profitgierig mit Kleinoden umgegangen wird. Die vereinzelten architektonischen und die Schäden an Naturdenkmälern durch den Massentourismus sind kaum mehr zu beheben.

Mit Hochachtung für die großen Baumeister von damals vermittelte Dr. Peter Kracht ein Bild, das so manchen neuzeitlichen Baukünstler vor Neid erblassen lässt. Es können lediglich Mutmaßungen angestellt werden wie die Menschen von einst Werkzeuge und Materialien verwendeten, um die über Jahrhunderte in Fels eingearbeitete Grabkammern der Nekropole (Totenstädte) auch für die Nachwelt in fast unverfälschtem Glanz zu erhalten.

Der Vortrag Krachts war eine Huldigung an die große Kunst und die wissenschaftlichen Errungenschaften der Kulturvölker Griechenlands, Italiens und der Türkei. Mit viel Verständnis nahmen die Zuhörer im Landhaus Wittgenstein das "Umgehen" der Hethiter und ihre Bedeutung für die Türkei aus zeitlichen Gründen an, obwohl dies mit Sicherheit dem beredten Vortrag noch ein weiteres i-Tüpfelchen aufgesetzt hätte.

Von Christiane Weinhold


WESTFALENPOST (28.10.2008)
WP-Foto: Christiane Weinhold (cw)

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