Gießener Geograf glänzt mit seinen Vorträgen

22. Literaturpflaster wird mit landeskundlichen und geografischen Abhandlungen von Prof. Dr. Ulrich Scholz bereichert

Franziska Müller mit Prof. Dr. Ulrich Scholz, der Einblicke in die indonesische Landwirtschaft, Bevölkerungsentwicklung und Vulkanwelt gab. (WP-Foto: Christiane Sandkuhl)

Bad Berleburg. Prof. Dr. Ulrich Scholz, emeritierter Professor der Justus-Liebig-Universität Gießen, kennt die Entwicklung des ländlichen Raumes in Indonesien vom Pflanzstock zum Handtraktor und weiß fast alles über die dortige Vulkanwelt. Seine ehemalige Studentin Franziska Müller, gebürtige Berleburgerin, knüpfte die wertvolle Verbindung für seine Vorträge zum 22. Literaturpflaster in Berleburg.

1968 erster Aufenthalt

Prof. Dr. Scholz war erstmals 1968 in Indonesien unterwegs. 1969 "strandete" er in Sumatra und arbeitete ein Jahr als Lehrer in Jakarta. Ein Frachtschiff brachte ihn dann nach Deutschland zurück, wo er Order bekam, für die indonesische Agrarindustrie zu arbeiten. Es folgten viele berufliche Exkursionen in das Land. Seit 2007 befindet er sich im Ruhestand, der eigentlich gar keiner ist. Im Land der 129 aktiven Vulkane und 77 Hochrisikovulkane forscht er heute noch über Reisterrassen und Regenwaldareale. Java macht sieben Prozent der indonesischen Fläche aus, beheimatet 58 Prozent der Bevölkerung. Reisanbau ist ein Muss und bildet die wichtigste Lebensgrundlage. Wanderfeldbau und Bewässerungsfeldbau - das bedeutet einen gravierenden Unterschied im Ertrag. Durch extremes Bevölkerungswachstum, musste Reis in den 60-er Jahren importiert werden. Clifford Geertz, nannte es 1963 "agricultural involution", sah Java als "rural slum" (ländliches Elendsviertel). "Transmigrasi", Umsiedlungsprojekte gaben fünf Millionen Menschen auf Sumatra und Sulawesi neue Heimat. Einkommenssteigerungen werden mit dem Fruchtwechsel erreicht. Erdnüsse, Soja-Bohnen, Chili oder Tabak sind heute lukrative Einnahmequellen.

Fruchtbarkeit durch Brandrodung

Durch Brandrodungen wächst auf Sumatra Reis ausgezeichnet, es genügt der Pflanzstock, ein Umpflügen ist unnötig. Die Holländer führten einst Plantagenanbau von Tabak, Kautschuk, Tee und Ölpalmen ein. Entlang des Sumatra-Highways finden sich Kaffee, Zimt, Pfeffer, Nelken oder auch Kakao. Der Ölpalmenboom hat den bitteren Beigeschmack der Regenwaldzerstörung mit sich gebracht.

In Schulvorträgen erörterte Prof. Dr. Scholz insgesamt 300 Hauptschülern, Realschülern und Gymnasiasten die Entstehung von Vulkanen und den Gefahren. Lava-speiende Berge mit klingenden Namen Merapi und Krakatau waren im Fokus seines Interesses. Der Krakatau verursachte in 1883 eine Flutwelle mit 40.000 Toten. Der Supervulkan Toba verursachte vor gut 75.000 Jahren eine Klimakatastrophe, wie es sie nie vorher gab. 60 Prozent der Opfer durch Vulkane sind in Indonesien verzeichnet. Aufzeichnungen der Ausbrüche gehen auf das Jahr 1600 zurück. Prof. Dr. Scholz erhielt für sein "explosives" Thema vom Vorsitzenden der Kulturgemeinde den traditionellen Literaturpflasterstein.

Von Christiane Sandkuhl


WESTFALENPOST (12.09.2015)
Internet: www.derwesten.de/staedte/bad-berleburg/
Bildquelle: WP-Foto von Christiane Sandkuhl

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